Die Pfarrfrau von Heftrich Cäcilie Zeitlose Wicht, geboren als Cäcilie Rhod zu Dachsenhausen 1626, enthauptet mit dem Beil am 22. März 1676 in Idstein.
Einer der auffälligsten Hexenprozesse fand 1676 in Idstein statt, da eine Pfarrfrau aus Heftrich als „Hexe" angeklagt wurde. Langsam waren erst die Wunden des 30-jährigen Krieges (1618-1648) in der Bevölkerung verheilt, da wurden auch Heftricher Familien in den Strudel von Aberglauben, Hexenwahn und Teufelsspuk hineingezogen. Unter den Verdacht und die Anschwärzung der Hexerei konnte jeder geraten, ob besonders groß oder klein oder ob besonders schön oder hässlich oder ob besonders klug oder einfältig oder ob besonders reich oder arm oder ob alt oder jung oder ob krank oder gesund oder ob verheiratet oder verwitwet oder ob fromm oder ungläubig. Ein schlechter Ruf, eine unbeholfene Geste oder Gebärde oder ein unbedachtes Wort und das Unheil der Verfolgung nahm seinen Lauf. Ein Opfer böser Verleumdungen wird die Pfarr-Familie Wicht aus Heftrich samt ihrer acht Kinder.
Die Pfarrfrau Cäcilie Zeitlose Wicht, geboren 1626 in Dachsenhausen als Cäcilie Rhod wird in Idstein nach schweren Folterungen und erpressten Geständnissen ihrer „Schuld" zunächst durch den Tod
auf dem Scheiterhaufen verurteilt (die Verbrennung erfolgte zumeist - festgebunden an einem Holzpfahl oder an einer Holzleiter gefesselt in das Feuer geworfen), wenig später wurde sie aber als
„Begnadigung" mit dem Beil hingerichtet.
Zum Verlauf des Hergangs und des „Hexenprozesses"
Aus den Prozessakten geht hervor, dass insgesamt 39 Personen, unter ihnen acht Männer - diese als Zauberer und Hexenmeister verurteilt wurden. Die beiden ersten Opfer dieses Prozesses waren
Katharina Häuser aus Idstein und Eva Heinemann, die als „Rothköpfin" benannt wurde aus Niederseelbach, sie wurden am 03. Februar 1676 hingerichtet.
Nach kurzer Zeit weiteten sich durch Angaben später verbrannter „Hexen" in diesem Prozess die Untersuchungen nach Heftrich aus. Dort waren Anna Magaretha Fey, die alte Schultheißin Maria Wex und
die Witwe des J. Andrae Magarethe die ersten Opfer dieser Verfolgungswelle. Als die alte Schultheißin Maria Wex von der Verdächtigung ihrer Person als Hexe erfuhr, erklärte sie, wenn sie brennen
müsse, dann werde auch der Pfarrer Wicht büßen müssen. Sie wolle alles dafür tun, dass dann auch die Pfarrfrau Cäcilie Zeitlose Wicht den Scheiterhaufen besteigen müsse. Die drei verdächtigten
Frauen wurden von dem Landbereiter Hosius verhaftet und nach Idstein gebracht. Die als „Hexen" beschuldigten, sind in den Verliesen des Torbogengebäudes gefangen gehalten worden. In Idstein trägt
der Schlossturm zu Unrecht den Namen „Hexenturm", da er nur in Ausnahmefällen als Gefängnis diente. Die Prozessprotokolle ergeben, dass die Verhöre und Folterungen hauptsächlich im Kanzleigebäude
vorgenommen wurden. Bei den Verhören der Frauen gestanden diese dann unter Folter alles, wessen man sie beschuldigte. Ein „Geständnis" lautet, dass sie in einem Wagen von vier schwarzen Katzen
gezogen, zur Alteburg gefahren seien und von ungetauften Kindern Hexensalben gemacht und Weiden vergiftet hätten. Sie sagten aus, dass auch die verwitwete Schullehrerin Anna Magdalena Schneider
aus Heftrich und deren Schwester, die Frau des Pfarrers Wicht, dabei gewesen waren.
Am 18. Februar 1676 wurde dann auch die Frau des Pfarrers verhaftet und nach Idstein gebracht. Auch Anna Magdalena Schneider wurde festgenommen. Noch am selben Tag wurde das erste Verhör durchgeführt. Zu ihrer Person gab sie an, dass sie Cäcilie - Zeitlose heiße, Tochter des verstorbenen Pfarrers Johann Wendelin Rhod zu Dachsenhauen sei, 50 Jahre zähle und sich vor 27 Jahren an den Pfarrer zu Heftrich verheiratet habe. Die Anschuldigungen gegen ihre Person wies sie entschieden zurück. Ein weiteres Verhör wurde am 26. Februar 1676 abgehalten. Am 13. März 1676 wurde sie, als sie erklärte, nichts zu gestehen zu haben, wieder in die Folterkammer gebracht. Unter den entsetzlichen Qualen der Folter brach auch ihr Widerstand und sie gestand alles, was man hören wollte. Als somit überführte „Hexe" wurde die Ehefrau des Pfarrers Johannes Wicht aus Heftrich zum Tode durch das Feuer verurteilt. Die zur gleichen Zeit verurteilten beiden anderen Frauen starben auf dem Scheiterhaufen, während durch Druck der Öffentlichkeit die Strafe für die Pfarrfrau abgemildert wurde. Als achtzehntes Opfer starb Cäcilie Zeitlose Wicht am 22.03.1676 durch das Beil des Henkers Hans Leonard Busch aus Neuhof. Der qualvolle Feuertod blieb ihr somit erspart. Geistliche standen ihr in ihrer letzten Stunde betend bei. Auf dem Friedhof Wolfsbach wurde die Pfarrfrau vergraben. Nach einem späteren Gnadenakt wurde erlaubt, die Leiche wieder auszugraben und auf dem Heftricher Kirchhof beizusetzen.
Seine Trauer durfte Pfarrer Johannes Wicht nicht zeigen, um nicht Gefahr zu laufen, auch beschuldigt zu werden und nach Idstein gebracht zu werden. Er überbrachte eigenhändig das Entgelt für die
entstandenen Gerichtskosten seiner Frau. Die letzten Opfer dieses Prozesses verloren ihr Leben am 16. Dezember 1676. Pfarrer Johannes Wicht in Heftrich Pfarrer seit 1647 übte sein Amt seit dem
Tode seiner Frau nicht mehr aus. Er starb am 10.01.1687 im Alter von 69 Jahren. Sein Sohn Johannes Andreas Wicht war an seiner Stelle als Pfarrer von Heftrich seit 1676 bis zu dem Tode seines
Vaters 1687 tätig.
Mit dem Todes 1677 des protestantischen Grafen Johann von Nassau, Saarbrücken und Saarwerden, Herr zu Lahr, Wiesbaden und Idstein enden die „Hexenprozesse" im Idsteiner Gebiet. Er berief sich auf
den Befehl Gottes, keinen Zauberer am Leben zulassen, widrigenfalls er es im Fegefeuer zu büßen habe.
Cäcilie Zeitlose Wicht ist nicht eine der letzten „Hexen", die in Deutschland sterben müssen. Der Hintergrund dieser entsetzlichen Tragödie wird transparenter, wenn einem bekannt ist, dass in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts etwa 300.000 Frauen in Europa als „Hexen" vor Gericht gezerrt wurden und später auf dem Scheiterhaufen endeten. In Deutschland wird ihre Zahl heute auf 45.000 geschätzt, in etwa 500 Orten gab es diese Verfolgungen. Die Anschuldigungen richteten sich meist gegen Frauen, es waren aber auch Männer betroffen. Die Verfolgung konnte in der Hauptzeit der Hexenprozesse jeden treffen, Adelige, Bauern, selbst vor Kindern und älteren Bürgern wurde nicht halt gemacht.
© Andreas Schmitt
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Der Pfarrer und Volksschriftsteller Ottokar Wilhelm Schupp (1834-1911) war von 1868 bis 1872 als Pfarrer in Walsdorf tätig. Hier befasste er sich mit dem Hexenwesen und schrieb den Roman "Die Pfarrfrau von Heftrich".
Dieser Roman nimmt das Thema zwar auf, kann aber nicht als historischer Roman gelten, auch wenn sein Untertitel "Eine wahre Geschichte, nach den Acten des Idsteiner Archivs der Jugend und dem
Volke erzählt" lautet. Zu sehr fließen Legenden in ihn hinein und eine Reihe von historischen Fakten sind falsch dargestellt. Das Buch erschien erstmals 1869 im
Verlag Niedner in Wiesbaden und wurde 1928 ein zweites Mal durch den Oranien-Verlag in Herborn publiziert.